Mittwoch, 10. Juni 2009

Kritik am staatlichen Papiergeldsystem

Thorsten Polleit kritisiert in einem Interview mit dem Handelsblatt das Geldsystem und macht es für die Wirtschaftskrise verantwortlich:


Währungsgeschichtlich betrachtet ist das staatliche Papiergeldsystem nicht der Normalfall, und es ist ganz sicher auch kein fortschrittliches System. Verlässliches Geld war meist mit einem Sachwert, vor allem Silber und Gold, gedeckt. Ich denke, diese Erfahrung wird sich als zukunftsweisend erweisen für die weitere Entwicklung des Geldsystems. Als Ökonom ist zu sagen: Wer gutes Geld fordert, also Geld, das vereinbar ist mit einer freiheitlichen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, und das nicht fortwährend Finanz- und Wirtschaftskrisen verursacht, weil es eben nicht beliebig vermehrbar ist, der fordert im Kern ein freies Marktgeld, und das bedeutet "Free-Banking".

Montag, 8. Juni 2009

Ist Wählen moralisch vertretbar?

Anlässlich der Europawahlen, welche letzte Woche in den EU-Mitgliedsstaaten stattfanden, möchte ich hier ein Zitat von Lysander Spooner zum Thema Wählen aus seinem Werk "No Treason" anführen:

"In Wahrheit kann die Wahlbeteiligung nicht als Beweis der Zustimmung angesehen werden. [...] Im Gegenteil, es muß bedacht werden, daß ein Mensch sich, ohne daß seine Zustimmung erfragt worden wäre, sich von einer Regierung umringt findet, der er nicht widerstehen kann; einer Regierung, die ihn zwingt, unter Androhung schwerer Strafen Geld zu zahlen, Dienste zu erbringen und auf die Ausübung vieler seiner natürlichen Rechte zu verzichten. Er sieht auch, daß andere Menschen diese Tyrannei durch den Gebrauch der Wahlurne über ihn praktizieren. Er sieht ferner, daß er, wenn er die Wahlurne selber benutzt, einige Chancen hat, sich von der Tyrannei durch andere zu befreien, indem er sie seiner eigenen unterwirft. Kurz, er findet sich ohne seine Zustimmung in einer Situation, wo er Herrscher werden kann, wenn er die Wahlurne benutzt, und wo er Sklave werden muß, wenn er sie nicht benutzt. Er hat keine andere Alternative als diese beiden. In einem Akt der Selbstverteidigung versucht er die erstere.

Sein Fall ist analog zu dem eines Menschen, der in eine Schlacht gezwungen wurde, wo er entweder andere töten muß oder selber getötet wird. Daraus, daß ein Mensch das Leben seiner Gegner nimmt, um sein eigenes Leben in der Schlacht zu retten, kann nicht geschlossen werden, dass er diese Schlacht selber gesucht hat. [...] Infolgedessen sind [gewählte Regierungsamtsträger] weder unsere Diener, Agenten, Anwälte oder Repräsentanten [...] (denn) wir übernehmen für ihre Handlungen keine Verantwortung.

Wenn ein Mensch mein Diener, Agent oder Anwalt ist, bin ich im Rahmen der ihm von mir übertragenen Vollmacht notwendigerweise verantwortlich für alle seine Handlungen. Wenn ich ihm, als meinem Agenten, entweder absolute oder irgendeine Macht über Personen oder Besitztümer anderer Menschen als mir selbst übertragen habe, bin ich dadurch notwendigerweise gegenüber diesen Personen verantwortlich für jeden Schaden, den er ihnen zugefügt hat, solange er innerhalb des Rahmens der Machtbefugnis wirkt, die ich ihm gewährt habe. Kein Individuum jedoch, das in seiner Person oder seinem Eigentum durch Handlungen des Kongresses geschädigt worden sein mag, kann sich an die individuellen Wähler wenden und sie für diese Handlungen ihrer so genannten Agenten oder Repräsentanten zur Verantwortung ziehen. Diese Tatsache beweist, daß diese anmaßenden Agenten des Volkes - von uns allen - in Wirklichkeit die Agenten von niemanden sind."

Samstag, 6. Juni 2009

Virtuelle Bezirke

Der Fall Island ist ein beliebtes Modell unter libertären Verfechtern des Marktanarchismus. Aber es ist wichtig zu sehen, dass er auch Gestaltern von Regierungen wertvolle Lektionen bietet. Innerhalb des Rahmens eines Staates ist die Trennung von politischem Bezirk und geographischem Ort keine Option auf nationaler Ebene; aber es bleibt eine sehr lebendige Option auf lokaler Ebene. Genauso wie eine Nation zum Zwecke lokaler Verwaltung und nationaler Repräsentation in viele kleine verschiedene geographische Bezirke geteilt werden kann, so kann sie auch in analoge politische Einheiten, welche keine territoriale Bedeutung haben, geteilt werden. Diese könnte man "Virtuelle Bezirke" nennen.